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Pfadfinder in der Innenstadt

"Arbeitslosigkeit im Angebot!" "Komm auch du, greif` zu! Zieh dir eine Wartenummer in deinem Arbeitsamt!" "Ich habe gelernt und keiner will mich!" "Heute schon gestempelt?" Ausgerüstet mit diversen Transparenten und Plakaten zogen am Samstag etwa 60 Pfadfinder zwischen 16 und 30 Jahren durch die Innenstadt, um auf das Problem der Jugendarbeitslosigkeit hinzuweisen. Wie das Wetter am Samstag Nachmittag scheint auch die Situation der Jugendlichen: trist! Allein in NRW haben z.Zt. 110921 Jugendliche die "Rote Karte" gezogen: Sie sind arbeitslos. Eine "Rote Karte" wurde auch an die Passanten verteilt. Die Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) will damit die Bedeutung der Arbeitslosigkeit weitergeben: Du hast die Niete gezogen, du bist ein Verlierer!". Aufgerufen zu diesem ersten Aktionstag dieser Art hat der münstersche Diözesanverband. Pfadfinder aus der gesamten Diözese wurden eingeladen, um sich an diesem Ereignis zu beteiligen. "Wir haben uns für das Thema Jugendarbeitslosigkeit entschieden, weil diese in der heutigen Zeit ein wirkliches Problem darstellt", erläutert Pfadfinder Clemens Proske.

Bei den Aktionen ging es weniger um Informationen, sondern vielmehr um Provokation. Die DPSG ist der Ansicht, dass Zahlen und Fakten zu diesem Problem hinlänglich bekannt sind. "Wir wollen die Leute aufrütteln!"
Um die Aufmerksamkeit der Vorübergehenden zu erregen, legten sich die Pfadfinder an verschiedenen Stellen der City kreuz und quer auf den Boden. Die Fußgänger sollten bei ihrem Bummel gestoppt und darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Chancen, einen Ausbildungsplatz zu ergattern, immer geringer werden. Des weiteren verteilten die Aktiven Steine auf den Gehwegen. "Das sind Stolpersteine.", so Clemens Proske. "Hindernisse werden den Jugendlichen durch ihre Arbeitslosigkeit ja tatsächlich in den Weg gelegt."
Nicht alle der Einkaufsbummler reagierten auf diese Aktionen verständnisvoll: "Die Jugendlichen sind an ihrer Situation selbst schuld", meinte ein Passant verärgert. "Viele Betriebe, gerade im Handwerksbereich, suchen händeringend Lehrlinge und finden einfach keine. Für viele Ausbildungsberufe sind sich die jungen Leute heute einfach zu fein."
Ob diese Äußerung auf die derzeitige Situation so pauschal angewendet werden kann, sei dahingestellt.

Westfälische Nachrichten, Juni 1997

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