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"Steigen Sie einfach ein!" - Ulf Merbold und seine All-Abenteuer

"Raumfahrt ist nicht nur eine intellektuelle Herausforderung, der emotionale Aspekt spielt hierbei eine ganz große Rolle. Sollten Sie mal die Möglichkeit haben, dann steigen Sie ein, Sie werden es nicht bereuen!" Ulf Merbold, der Gastredner des 56. "Round table" des Liberalen Clubs Münster berichtete am Mittwoch im Dorint Hotel schwerpunktmäßig über seinen Flug zur Raumstation Mir im Oktober 1994.
Merbold wurde 1941 in Greitz (Thüringen) geboren. Er flüchtete 1960 nach seinem Abitur in den Westen. 1968 machte er sein Diplom in Physik mit anschließender Promotion. Eine seiner wichtigsten Missionen war bisher sicherlich der Flug zur Raumstation Mir, der insgesamt 32 Tage dauerte. Zunächst erläuterte der Physiker die wissenschaftliche Dimension der Raumfahrt. Merbold führte auf der Mir hauptsächlich medizinische Experimente durch. Seit 11 Jahren betreiben die Russen diese Raumstation. "Sie ist ein in sich geschlossenes System", so Merbold, der darin den besonderen Vorteil einer Raumstation sieht. Denn im Gegensatz zu einem Shuttleflug werden die notwendigen Ressourcen wieder aufbereitet, was den Kosmonauten der Mir gestattet, lange Zeit ohne Nachschub auszukommen.
Die schwierigste Phase eines jeden Raumfluges ist der Countdown. Dies ist jedenfalls die Meinung von Ulf Merbold, der diesen Moment mit Worten nicht beschreiben kann. "Man sitzt in dieser engen Kapsel, wie in einer Konservendose und die Gedanken schießen einem nur so durch den Kopf." Doch dann hebt man ab und befindet sich bereits wenige Minuten später in der Schwerelosigkeit des Alls. Auf dem Rückweg von der Mir gab es kleine Turbulenzen. Ungewohnte Geräusche beunruhigten den sonst so routinierten Astronauten und seine beiden Kollegen, die mit ihm die Heimreise antraten. Die Landung erinnerte an einem Auffahrunfall, obwohl die Russen sie als "weich" bezeichneten. Zu allem Überfluss mussten die drei nach der Landung in Kasachstan noch 20 Minuten warten, bevor sie endlich wieder Boden unter den Füßen hatten. Eine hohe Staatspersönlichkeit wollte es sich nicht nehmen lassen, die Heimkehrer persönlich zu begrüßen. Leider kam er zu spät. "Ich bin heute noch stink- sauer darüber."
Trotz aller Schwierigkeiten und Ängste ist jede Raumfahrt immer wieder ein Erlebnis für sich. "Von oben sieht alles ganz anders aus", meint Ulf Merbold, der von dem besonderen Blick auf den eigenen Planeten und die damit verbundene Ästhetik schwärmt.

Westfälischen Nachrichten, 7. Februar 1997

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