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Geheimnisvoll und feierlich: Flamenco trifft das Herz - "Caminando" präsentierte eine mitreißende Vorstellung

Wer ihn fühlt, kann ihn nicht erklären, denn Flamenco trifft nicht den Intellekt, sondern das Herz. Und sie haben den Flamenco im Blut, die Künstler der Münsteraner Flamencogruppe "Caminando" sowie die drei Zigeuner aus der Flamencometropole Sevilla: der Gitano José Cortés Vargas, der Gitarrist Angel und der Sänger Juan Carlos. Bei ihrem gemeinsamen Auftritt am Samstag im Schillergymnasium boten "Caminando y sus primos" in der vollen Aula einen abwechslungsreichen Flamencoabend. Zwei unterschiedliche Stile vermischten sich miteinander: Der traditionelle Flamenco puro der Zigeuner aus Sevilla und der zeitgenössische Flamenco der deutsch-spanischen Gruppe aus Münster, deren aktuelles Programm selbstbewusst "A mi manera" (Auf meine Art) heißt. Und auf ihre Art präsentierten die Künstler dem Publikum in dem gut zweistündigen Programm das berühmte Lebensgefühl des Flamencos. Vergangenheit und Zukunft der vitalen Flamencokunst reichten sich die Hände und inspirierten einander.
Für alle elf Künstler ist Flamenco ein Teil ihres Lebens, ihrer Familie und ihrer Arbeit. Das Leben des José Cortés Vargas ist ein Zigeunerschicksal. Seit er laufen kann, tanzt er Flamenco. Seine Mutter ist Angelita Vargas, eine der bedeutendsten Tänzerinnen dieser Kunst und wie viele Zigeunerkinder erlernte auch José den Flamenco nicht in der Akademie, er begegnete ihm im Alltag. Der Verein "Flamenco Vivo" veranstaltete vom 29.10. bis zum 1.11.1996 zwei Workshops mit dem außergewöhnlichen Tänzer. "Die Deutschen sind Meister im disziplinierten Einstudieren von einzelnen Schritten, aber das berühmte Lebensgefühl des Flamencos kann nicht eingeübt, sondern muss erlebt werden", erklärte der Vereinsvorsitzende Oliver Farke die Zielsetzung des Workshops. Und dafür hat José Vargas eine eigene Unterrichtsmethode. Genau wie in einer spontanen familiären Fiesta wird jeder Teilnehmer zum Akteur. Aus genau dieser Situation ist der Flamenco schließlich entstanden. Die mal geheimnisvollen, mal feierlichen Rhythmen, der schrille ausdrucksvolle Gesang der Gitanos und die beeindruckenden Tänze von Carmen López, Maria del Mar Moya sowie José Cortés Vargas zeigten dem begeisterten Publikum, das Flamenco nicht nur Tanz, sondern Leben ist. Vielen der Zuschauer ist spätestens jetzt klar, was "flamenco puro" bedeutet.

Westfälische Nachrichten, 5. November 1996

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