»»» go to hoppsala.de
»»» go HOME
»»» Copyright
»»» Impressum








Makabres, Skurriles im "Cafe noir" - Overberg-Kelleg mit "schwarzen" Ideen

"Da liegt ein totes Kind auf dem Trottoir!" "Sind sie sicher?" "Ja, es ist ganz starr, genau wie damals mein Mann." Das tote Kind auf dem Bürgersteig vor dem "Café Noir" löste bei zwei gewöhnlichen alten Damen heftige Reaktionen aus: "Sein Elend so zur Schau zu stellen!" Ihre Sprüche zeigten Gleichgültigkeit, Empörung, Aggression oder skrupellosen Zynismus. Die literarische Vorlage "Das tote Kind auf dem Gehsteig" von dem französischen Dramatiker Guy Foissy begeisterte die Theatergruppe des Overberg-Kollegs, und es kam der Wunsch auf, ein eigenes Bühnenstück zu erarbeiten. Zu den Figuren der beiden Damen, deren Dialog nahezu das gesamte Stück durchzieht, wurden weitere Situationen und teilweise sehr skurrile Figuren kreiert. Die selbsterarbeiteten Spielideen und Dialoge wurden mit Fragmenten des Einakters von Foissy zusammengefügt. Dies ergab das selbstinszenierte Bühnenstück, das "Café Noir", welches am Samstag Premiere hatte.
Eben dieses Straßencafé von Paris stellte auch die Kulisse für die merkwürdigen Ereignisse dar. Das "nette Pläuschchen" der beiden Alten wurde immer wieder durch neu hinzukommende Cafégäste unterbrochen, die jeweils unterschiedlich auf das ´tote Kind` reagieren. Bei diesem ständigen Kommen und Gehen unterschiedlichster Gestalten wie Clochards, Punks, ein Liebespaar, das entlaufene Kind und streitende Eltern, der coole Typ und ein Transvestit, die Karrierefrau oder das Kamerateam kommt der Zuschauer aus dem Schmunzeln gar nicht mehr heraus. Die Bemerkungen der bizarren Gestalten waren zum Teil makaber. "Das gibt nichts her", meinte der Kameramann, als er das Kind sah. Typische Verhaltensweisen des modernen Menschen - Ignoranz und Sensationsgier, Gefühl- und Kontaktlosigkeit - werden auf grotesk-amüsante Weise entlarvt. Wie der Name der "bitterbösen Satire" ist auch sein Humor: Schwarz. Der Overberg-Truppe ist mit dem "Café Noir" eine wirklich nette Inszenierung gelungen, bei dem sich das Publikum in keiner der 90 Minuten gelangweilt hat. Überzeugend war auch die schauspielerische Leistung der Laien.
Weitere Aufführungen sind am Montag und Mittwoch, jeweils um 20.00 Uhr im Overberg-Kolleg zu sehen.

Westfälische Nachrichten, 3. März 1997

Seitenanfang